Servus Neupfarrplatz. Rundumschlag.

Vorweggeschickt: Ich lebe seit 14 Jahren in Regensburg. Und ich kenne den Neupfarrplatz – eigentlich. Als ich, recht pressiert hatte es, im Januar 2011 auf Wohnungssuche war, schien mir der Hinweis „Naja mit offenem Fenster schlafen kann  man ja in der Altstadt eh nicht“ als vertretbar. Ich war 7 Jahre Innenstadtleben gewohnt. Ab und zu ist es ja dann doch mal laut. Und so schlimm wirds dann schon nicht sein. Aber erstens kommt es anders und zweitens…

Dann kam das Frühjahr. Und die Junggesellenabschiede, die Weggeher, die Ranger, die Brüllaffen, die Kotzer, die Kreischerinnen, das Bierbike, die Sonntage mit unsäglichen Veranstaltungen, die „gute Laune“ zu allen Tages und Nachtzeiten. Und ich muss zugeben – ich habe mich noch nie so getäuscht. Ich hätte es nicht erwartet. Nicht erwartet, dass leben an so einem Platz so kacke ist, wenn man Fenster nur vorne raus hat.

Tagsüber wird man dann zwischen Arbeit-Zuhause-Bäcker-Mezger-Sarik-Kaufhof-Zuhause-Arbeit von Drüclern zum Spenden für an sich seriöse Organisationen genötigt. Johanniter, Malteser, Ärzte Ohne Grenzen – ihr seid in meiner Achtung tief gesunken. Mag euch scheiß egal sein aber wer Drückerkolonnen losschickt um Mitglieder zu werben, der sollte vielleicht eher Nahrungsergänzungsmittel oder Versicherungen verticken.

An all die gerichtet, die dann sagen „dann zieh halt nicht in die Altstadt“. Man glaubt „so schlimm ist es schon nicht, wenn man nicht grad in der Obermünster-Straße wohnt.

Aber. Es ist vorbei. Endlich. Ich greife tief in die Schatulle und ziehe wohin, wo es ruhig ist. Eine Gasse. In der Altstadt. Eine ruhige Gasse.

Ich will hier in Regensburg leben. Ich liebe diese Altstadt und will nicht, dass eine Assi-Lobby (Danke Oli Schulz für das Wort) das hier von vorneherein zur Kriegszone erklärt. Ich fahr ja auch nicht auf eure Dörfer und prolete in euren Einfahrten und Gärten rum. (Sollte ich mal tun), ich schütte euch auch nicht pappigen Prosecco aufs Auto.

Aber sehen wir es positiv: Danke Neupfarrplatz. Du hast mir gezeigt, das Wohnen mehr als eine Wohnung ist.